Mehr als 2.000 Jahre Stadtgeschichte, wichtiges Religions- und Handelszentrum, von Sagen und Mythen umwobene Tempel und bedeutender Wallfahrtsort in Südindien. Mag Chennai zwar als Hauptstadt das politische und wirtschaftliche Zentrum Tamil Nadus sein, so schlägt das Herz des Bundesstaates seit jeher in Madurai, einer der ältesten Städte des Subkontinents und Seele des Südens. Madurai an den Ufern des Flusses Vaigai ist umgeben von einzelnen schroffen, teils ungewöhnlich geformten Bergen wie dem markanten Elefantenkopfberg, die sich aus der sonst ebenen Landschaft wie bizarr anmutende Hünen emporheben.
Die einstige Hauptstadt des mächtigen Pandya-Reiches quillt nahezu über vor Kulturgeschichte und Tradition und hat bis heute nichts von ihrer Faszination verloren. Ganz im Gegenteil: Madurai gelingt der Spagat zwischen antiker Anziehungskraft und moderner Weltoffenheit, friedlich und gelassen, ganz ohne die Hektik der Megametropolen. Hier öffnet sich eine aufregende Welt – geheimnisvoll, fesselnd, einmalig.
Madurai ist die Wiege der tamilischen Kultur und eine der ältesten sowie kulturell wichtigsten Städte Südasiens. Lange bevor Chennai – das ehemalige Madras – überhaupt gegründet wurde, trieb die antike Metropole bereits Handel mit den alten Römern und Griechen, was ihr unter anderem den Beinamen „Athen des Ostens“ einbrachte.
Die ersten Aufzeichnungen über Madurai gehen auf das dritte Jahrhundert vor Christi zurück, als der griechische Historiker Megasthenes als Gesandter am Hofe des nordindischen Maurya-Fürsten Chandragupta weilte und von Madurai als Hauptstadt des südindischen Pandya-Reiches berichtete.
Zudem spricht die alttamilische Literatur von Madurai als Sitz einer belangreichen Dichterakademie. Die Geschichte und Ruhm der Pandya ist untrennbar mit Madurai verbunden. Fast ein Jahrtausend lang war sie das kulturelle, spirituelle und politische Zentrum des Reiches. Madurai erlebte eine Blüte sondergleichen, es wurden großartige Bauwerke für die Ewigkeit erbaut. Der Herrschaft der Pandya-Dynastie über die Stadt erfuhr eine kurze Unterbrechung durch das Chola-Reich, bevor Madurai im 14. Jahrhundert dem Sultanat von Delhi in die Hände fiel.
Bereits im Jahre 1372 entmachtete das hinduistische Königreich Vijayanagar das Sultanat und stieg daraufhin zur stärksten Macht Südindiens auf. Als dann auch das Reich der Vijayanagar verfiel, übernahmen die Nayaks Madurai. Sie bestimmten bis 1781 die Geschicke der Stadt, bis diese wenig später unter britische Kontrolle kam. Das alte Fort wurde von den Kolonialherren dem Erdboden gleichgemacht und am gegenüberliegenden Vaigai-Ufer entstand die Neustadt in zeitgenössischer Kolonialarchitektur.
Heute präsentiert sich Madurai als eine moderne Metropole, die sich ihrer jahrtausendealten Tradition durchaus bewusst und auch sehr stolz auf diese ist. Die Stadt ist Sitz mehrerer IT-Unternehmen und nach wie vor ein signifikantes Bildungszentrum. Die historische Altstadt ist ein einziger quirliger Basar, das Markttreiben spielt eine große Rolle im Leben der Menschen und hat sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert.
Eine Zeitreise, die einem Konzertbesuch mit einer wahren Symphonie aus Tönen, Düften und Farben gleicht. Dafür sorgen nicht zuletzt die unzähligen angebotenen Blumensorten aus den Bergregionen Tamil Nadus, die als Tempel-, Haus- oder Haarschmuck das Straßenbild in ein prächtiges und duftendes Farbenmeer verwandeln.
Madurai ist ein echter Besuchermagnet, die kulturhistorische und religiöse Bedeutung der Stadt lockt Jahr für Jahr zahlreiche Reisende und Pilger aus aller Herren Länder an. Dementsprechend verfügt Madurai über eine sehr gut ausgebaute touristische Infrastruktur und lässt sich von verschiedenen Reisezielen in Südindien wie Thanjavur, Trichy, Rameswaram, Thekkady oder Munnar in wenigen Stunden mit dem Auto erreichen.
Madurai ist reich an Sehenswürdigkeiten. Jeder Machthaber hinterließ seine Spuren, von denen auch heute noch viele deutlich sichtbar sind. Allen voran der kunterbunte Minakshi-Tempel. Er ist das Wahrzeichen von Madurai und eines der herausragendsten Beispiele dravidischer Architektur. Die zwölf Tempeltürme der rund sechs Hektar große Tempelanlage ragen wie antike Wolkenkratzer 50 Meter aus dem Häusermeer von Madurai empor.
Der Minakshi-Tempel ist eine der größten Pilgerstätten Südindiens und der lokalen Erscheinungsform der Hindu-Göttin Parvati geweiht, die der Legende nach mit drei Brüsten als Tochter eines Pandya-Königs geboren sei. Diese dritte Brust verschwand der hinduistischen Mythologie nach schlussendlich, als Minakshi den Gott Shiva in der Gestalt Lord Sundareshwaras in Madurai ehelichte.
Die Ursprünge des Tempels gehen auf die zweite Pandya-Dynastie im 13. Jahrhundert zurück. Seine Fertigstellung und heutige Form erfuhr er erst während der Herrschaft der Nayaks im 16. und 17. Jahrhundert. Der rechteckig konzipierte Tempelkomplex bildet auch geografisch das Zentrum der Altstadt, die um ihn herum angelegt wurde. Umgeben ist der Tempel von einer sechs Meter hohen Mauer, im Inneren findet sich ein verwinkeltes Labyrinth mit heiligen Bauwerken wie der Tausend-Säulen-Halle samt Tempelmuseum.
Ein idealer Ort, die Aura dieser kleinen Tempelstadt auf sich wirken zu lassen, ist der Teich des Goldenen Lotus (Pottamarai Kulam). Von hier aus hat man einen erstklassigen Blick auf das bunte Treiben und die allabendlichen Zeremonien innerhalb der Anlage sowie auf die mit Hunderten Skulpturen von Göttern, Dämonen und Fabelwesen geschmückten Gopurams.
In unmittelbarer Nachbarschaft des Tempels steht mit dem Thirumalai-Nayak-Palast ein bedeutendes Zeugnis indo-islamischer Baukunst. Dieses exzellente Beispiel für eine gelungene Mixtur aus islamischer und dravidianischer Palastarchitektur diente einst König Tirumala Nayaka als Hauptresidenz und galt während der Nayak-Blütezeit im 17. Jahrhundert als „Wunder des Südens“. Heute ist nur noch rund ein Viertel der Palastanlage erhalten. Dennoch zählt der Palast zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Madurais.
Etwa fünf Kilometer entfernt liegt der Tamukam-Palast, der insbesondere für das Gandhi Museum, welches er beherbergt, berühmt ist. Als eines von gerade einmal fünf Gandhi Museen in ganz Indien, lässt es seine Besucher tief eintauchen in das Leben des „Vaters der Nation“. Das wohl spektakulärste Ausstellungsstück ist der blutbefleckte Dhoti, den Mahatma Gandhi am Tag seiner Ermordung am 30. Januar 1948 trug. Innerhalb der Palastanlage befindet sich auch das Government Museum samt einer beachtlichen Skulpturen-Sammlung.
Madurais Atmosphäre ist eine einzigartige Mischung aus geschäftigem Treiben und entspannter Gelassenheit. Die überschaubare Altstadt lässt sich hervorragend zu Fuß erkunden und wer es gern bequemer mag, der lässt sich in einer Rikscha durch die belebten Gassen kutschieren. Madurai gilt außerdem als wahres Shopping-Paradies für hochwertige Stoffe und Textilien. Zahlreiche traditionelle Schneidereien und Geschäfte, die filigrane Schnitzereien und Skulpturen sowie Schmuck feilbieten finden sich hier.
Es mögen zwar viele Wege nach Rom führen, aber es gibt nicht minder viele Gründe, den Weg nach Madurai zu finden. Eine wundervolle Stadt mit beeindruckender Historie und einer faszinierenden Kultur, die jeden Besucher auf einer Südindien Reise in ihren Bann zieht und so schnell nicht mehr loslässt. Vermutlich ist dies – so behaupten es die Einheimischen – auch ein Verdienst von Minakshi, die als Schutzgöttin über Madurai wacht.
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