Im Herzen der Altstadt Delhis durchzieht sich ein Labyrinth aus engen Gassen mit kleinen Geschäften und Marktständen. Der Chandni Chowk Markt, einer der ältesten Basare des Subkontinents, ist ein Fest für alle Sinne. Es duftet nach köstlich zubereiteten Curries und den exotischsten Gewürzen, nach frischen Früchten, verführerischen Süßwaren, Räucherstäbchen und Blumen.
Das Angebot ist nahezu grenzenlos und so vielfältig wie die Besucher und Betreiber des Basars selbst. Es herrscht quirliges Treiben, überall wird gehandelt und gefeilscht, Geschäfte lautstark gefeiert und aus den Boxen tönt ein Mix aus allen Epochen indischer Musikgeschichte – von klassischen karnatischen Klängen bis hin zum modernen Pop. Der gleichermaßen rege wie bunte Marktbetrieb bietet einen authentischen Einblick in das indische Leben. Manche sagen sogar, wer den Chandni Chowk nicht besucht hat, der habe das wahre Indien nie erlebt.
Der Chandni Chowk ist nicht nur einer der ältesten, sondern auch belebtesten Märkte Indiens. In Nachbarschaft zum Bahnhof von Alt-Delhi und dem weltberühmten Roten Fort, ein paar Kilometer nördlich des Geschäftsviertels Connaught Place und des lebhaften Stadtteils Paharganj wird auf dem riesigen Basar so gut wie alles feilgeboten, was das Herz begehrt. Schmuck, edles Tuch, erlesene Parfüms, spezielle Gaumenfreuden, feurige Gewürze, Kleidung, Elektroartikel, Antiquitäten und jede Menge Kunsthandwerk – die Liste der auf dem Chandni Chowk angebotenen Produkte ließe sich nahezu unendlich weiterführen. Selbst eine eigene, gleichnamige Metrostation besitzt der Chandni Chowk mittlerweile.
Die Ursprünge des Marktes gehen zurück ins 17. Jahrhundert, als der damalige Großmogul Shah Jahan – der sich nicht zuletzt als Bauherr des Taj Mahal in Agra unsterblich machte – den Grundstein für die neue, extravagante Hauptstadt seines Reiches, Shahjahanabad, das heutige Alt-Delhi, legte. Entworfen hatte ihn Jahanara, die Tochter des Moguls, in der Form eines Halbmondes und durchzogen von Kanälen.
Seinerzeit spiegelte sich die Eingangshalle im Mondschein in einem angelegten See, an dessen Stelle heute der bekannte Turm Ghantaghar steht. Form und Spiegelung sowie das in den Kanälen reflektierende Mondlicht sorgten schlussendlich für den Namen Chandni Chowk, was soviel wie Mondscheinplatz bedeutet. Der Chandni Chowk diente als Hauptbasar der einst ummauerten Stadt. Als zentrales Areal Shahjahanabads verband Chandni Chowk ein Tor an der äußeren Stadtmauer auf breiter Linie mit dem Roten Fort, welches so auf dem gesamten Basar stets sichtbar war. Fatephuri Bergum, eine der Ehefrauen Shah Jahans, ließ mit der Fatephuri Moschee zudem ein weiteres Wahrzeichen in der Nähe erbauen.
Mit zunehmender wirtschaftlicher Blüte lockte Shahjahanabad mehr und mehr Handwerker, Künstler und Fachleute aus dem gesamten Land in die Stadt, die ihre Produkte und Dienstleistungen dem königlichen Haushalt erbringen wollten. Entsprechend ihrer Zünfte gruppierten sie sich in den verschiedenen Gassen Chandni Chowks. Die Betuchteren unter ihnen errichteten dort sogar prunkvolle Herrenhäuser, die sogenannten Havelis, von denen noch heute einige vom einstigen Glanz zeugen. Chandni Chowk hatte eine prächtige Promenade, auf der die königlichen Prozessionen eindrucksvoll in das Rote Fort zogen.
Der indische Aufstand von 1857, das damit verbundene Ende des Mogulreiches und der Herrschaft der Briten brachten auch für Chandni Chowk enorme Veränderungen mit sich. Der Markt veränderte sein Gesicht nach dem Geschmack der europäischen Kolonialherren. Die Gärten wurden umgestaltet und zahlreiche Gebäude im Kolonialstil wie das Rathaus (Delhi Town Hall) kamen hinzu.
Nach der indischen Unabhängigkeit Mitte des 20. Jahrhunderts setzte eine ungezügelte Kommerzialisierung ein, die ihren Tribut forderte – die einstige Eleganz wich Überfüllung und Verfall. Der Chandni Chowk wusste aber auch dies zu überwinden und zahlreiche Sanierungsprojekte sorgten in den vergangenen Jahren dafür, dass der Markt heute wieder ein gleichermaßen beliebter wie faszinierender Besuchermagnet ist.
Zwischen dem Roten Fort sowie der Jama Masjid Moschee im Osten und der Fatephuri Moschee im Westen erstreckt sich der Chandni Chowk Markt heute im Herzen von Alt-Delhi auf drei unterschiedliche Basare. Um nicht vollends den Überblick zu verlieren, sind die verschiedenen Zünfte dort jeweils in Untersektionen eingeteilt.
Eine der bekanntesten und besonders für Feinschmecker beliebtesten ist die Paratha Wali Gali, eine Gasse voller kleiner gemütlicher Restaurants und Garküchen, die sich auf Paratha, das traditionelle indische Fladenbrot, in allen erdenklichen geschmacklichen Variationen spezialisiert haben. Feurige Chilischoten, getrocknete Früchte und Nüsse finden sich am Ende des Marktes auf der Khari Baoli, während nahe der Metrostation beim Jalebi Wala köstliche Süßspeisen, die in Fett ausgebackenen Jalebis, auf die Marktbesucher warten.
Kulinarisch punktet der Chandni Chowk durch seine Vielfalt, an der sich selbst schon bekannte Persönlichkeiten wie Indira Gandhi und ihr Vater Jawaharlal Nehru, der erste Premierminister des unabhängigen Indiens, erlaubten. Auf dem Chor Bazaar wird derweil von ausgefallenen Antiquitäten bis sonstigem Zubehör nahezu alles Mögliche angeboten – eine perfekte Gelegenheit, das eigene Talent und Durchhaltevermögen beim Feilschen mit den zahlreichen Straßenhändlern unter Beweis zu stellen.
Für die Erkundung des Chandni Chowk mit seinen unzähligen Gassen und verschlungenen Ladenzeilen bildet die Fahrt mit einer Fahrrad-Rikscha ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Darüber hinaus bietet der Chandni Chowk so manche weitere Sehenswürdigkeit Alt-Delhis. So befinden sich unter anderem das älteste Jain-Heiligtum der Stadt, der Digamba-Jain-Tempel aus dem 16. Jahrhundert, sowie der dem Gott Shiva geweihte hinduistische Gauri-Shankar-Tempel und der Sikh-Tempel Gurudwara Sis Ganj Sahib in unmittelbarer Nähe und unterstreichen die religiöse Vielfalt, die seit jeher auf dem Areal friedlich nebeneinander für kulturellen Facettenreichtum sorgt.
Es gibt wenige Orte, an denen man während einer Indien Rundreise so tief in das authentische Indien eintauchen und das Lebensgefühl seiner Menschen quasi inhalieren kann. Darüber hinaus bietet sich dort oft die Gelegenheit, das perfekte Souvenir zu ergattern. Doch allein schon der Besuch und der damit verbundene Eindruck, der ganz sicher noch lange vorhalten wird, ist schon Souvenir genug… ein kleiner, aber umso schmackhafter, facettenreicher und verzaubernder Kulturschock inklusive.
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