Es herrscht ehrfürchtige Stille, lediglich das dezente Rauschen des Windes, der sich unermüdlich seinen Weg durch die dichten, mit Dhok- und Banyanbäumen bewachsenen Wälder ebnet, ist zu vernehmen. Hier und dort untermalt ausgelassenes Vogelgezwitscher die leise Sonate der Natur, alles scheint im harmonischen Einklang. Doch plötzlich – aus dem Schutz des Dickichts entert einer der gefürchtetsten Prädatoren des Planeten im Sekundenbruchteil die Szenerie, fletscht bedrohlich seine zehn Zentimeter langen Reißzähne und… legt sich gemütlich auf eine Lichtung, um ein wenig Morgensonne zu tanken. Ein Schauspiel, das einem gleichermaßen den Atem stocken wie vor Begeisterung frohlocken lässt – denn seine Majestät, der Tiger, bittet zur Audienz.
Einst das bevorzugte Jagdrevier des Maharadschas von Jaipur, gilt der Ranthambore-Nationalpark heute als einer der sichersten Orte Indiens, die mächtigen Raubkatzen in ihrem natürlichen Lebensraum zu treffen. Das Schutzgebiet an den Ausläufern der Aravaligebirgskette und unweit der malerischen Vindhyahügel zieht nicht nur wegen seiner hohen Tigerpopulation Besucher in seinen Bann. Aufgrund seiner zentralen Lage, einer unglaublichen Artenvielfalt sowie atemberaubender Landschaften und dem namensgebenden imposanten Fort zählt Ranthambore völlig zu Recht zu den beliebtesten Nationalparks Indiens.
Der Ranthambore-Nationalpark liegt im Distrikt Sawai Madhopur im Osten von Rajasthan (Nordindien). Das Schutzgebiet umfasst in seiner Gesamtheit eine Fläche von 1.334 Quadratkilometern und ist landschaftlich geprägt von bewaldeten Berg- und Hügelketten, trockenen Felsgebieten, Seen und Wasserläufen, wo unzählige Tier- und Pflanzenarten ihre Heimat gefunden haben.
Neben seiner malerischen Landschaften und des Artenreichtums erfreut sich der Ranthambore-Nationalpark vor allem aufgrund seiner verkehrsgünstigen Lage großer Beliebtheit. Er liegt in der Nähe der populären Reiseroute zwischen der pulsierenden Hauptstadt Delhi, dem magischen Agra mit dem märchenhaften Taj Mahal und der „rosaroten Stadt“ Jaipur, dem sogenannten Goldenen Dreieck Indiens. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in der Distrikthauptstadt Sawai Madhopur nur 14 Kilometer von dem Park entfernt.
Seinen Namen verdankt Ranthambore der gleichnamigen Festung aus dem 10. Jahrhundert, die in 214 Metern Höhe auf einer felsigen Anhöhe majestätisch über dem Park thront und einst den hinduistischen Monarchen der Region Schutz vor den Armeen des Sultanats von Delhi bot. Später fungierte das Gebiet des heutigen Nationalparks als bevorzugtes Jagdrevier des Maharadschas von Jaipur. Die indische Regierung erklärte 1955 das Areal zwar zu einem Wildreservat, die Jagd war aber dennoch nicht gänzlich verboten.
Noch in den 1960ern sind hier selbst die britische Königin Elisabeth II. und ihr Gatte Prinz Philip, der Herzog von Edinburgh, auf die Pirsch gegangen. Erst 1972 verbot Indien die Tigerjagd auch offiziell. Ein Jahr später wurde das Reservat Teil des Schutzprogramms „Project Tiger“. 1980 erhielt das 283 Quadratkilometer große Kerngebiet den Status eines Nationalparks. Heute bildet es zusammen mit dem Keladevi Sanctuary und dem Sawai Mansingh Sanctuary sowie weiteren Waldgebieten das Ranthambore-Tigerreservat.
Bis in die 1990er-Jahre war die Population der stolzen Großkatzen akut von Wilderei bedroht. Durch intensive staatliche Schutzmaßnahmen wusste sich der Bestand jedoch relativ schnell zu erholen und wuchs zu einer Größe von mehr als 50 Tieren heran. Die üppig bewachsenen Hügel der Aravallikette bildet die natürliche Eingangspforte zum Park. Hinter ihr öffnet sich eine gewaltige, faszinierende Naturebene mit einem Artenreichtum, der seinesgleichen sucht.
In den Laubwäldern und auf den offenen Grasflächen gedeihen etwa 540 Arten von Blütenpflanzen. Bei den Bäumen ist der Dhok am häufigsten anzutreffen, aber auch Mango- und Tamarindenbäume sowie Indiens größte Banyanbäume sind hier zu finden. Kurzum: der Ranthambore-Nationalpark lässt die Herzen passionierter Botaniker im wahrsten Sinne aufblühen. Nicht minder facettenreich ist die Vogelwelt Ranthambores. Mit rund 320 Arten, darunter Kormorane, Kraniche, Pfauen, Eisvögel und Schwarzstörche, ist der Park ein Paradies für Ornithologen.
In erster Linie ist Ranthambore welweit bekannt durch seine gestreiften Bewohner, die sich über die Jahre hinweg an ihre menschlichen Besucher gewöhnt haben. Und so möchte man manches Mal schon fast meinen, dass sich die majestätischen Bengaltiger ab und an mit Absicht aus ihrem Versteck begeben und für die Safariteilnehmer fotogen in Pose werfen, was die Linsen und Herzen eines jeden Hobbyfotografen entzücken lässt.
Die wohl berühmteste von ihnen war Machali, alias T-16. Die stolze Tigerdame liebte es geradezu, für Touristen zu posieren. Ihre steigende Popularität bescherte ihr zudem eine Hauptrolle in dem Film „The world’s most famous Tiger“, welcher sogar einen National Film Award gewann. Am 18. August 2016 starb Machali im hohen Alter von 20 Jahren als meist fotografierter Tiger der Welt. Ihr Geist lebt in Ranthambore jedoch bis heute weiter und ihre Erben wie Romeo, Laila und Dollar stehen Machali in Sachen Anziehungskraft in nichts nach… the show must go on.
Doch auch abseits der Tigerpfade rühmt sich Ranthambore für seinen Reichtum an exotischen Säugetieren, Reptilien und Vögeln. So streifen unter anderem Indische Leoparden, Hyänen, Vierhorn- und Nilgauantilopen, Axis- und Sambarhirsche, Wildschweine, Goldschakale, indische Flugfüchse, Mungos und Lippenbären durch den Park. An den Seen und Wasserläufen trifft man auf zahlreiche Reptilien wie Sumpfkrokodile, Wüstenwarane, Schildkröten, Kobras und Pythons, um nur einige zu nennen.
Ohne Frage, eine Pirsch im Ranthambore-Nationalpark ist ein Erlebnis, welches man nie vergisst. Auf unseren Nordindien Reisen und Indien Safarireisen können Sie sich im Ranthambore-Nationalpark perfekt bei einer geteilten Jeep-Safari mit einem äußerst erfahrenem Führer auf (Tiger)Spurensuche begeben.
Unsere ausgebildeten Naturführer kennen sich hervorragend aus und wissen beispielsweise, wo die besten Chancen bestehen, auf die Tiger zu treffen. Die Safaris haben eine Dauer von jeweils zweieinhalb Stunden. Pro Tag sind zwei davon durchführbar – eine während der frühen Morgenstunden und eine am Nachmittag. So ist es möglich, die verschiedenen Wildarten bei ihrem natürlichen Tagesablauf gezielt zu beobachten. Wenn Sie wünschen, organisieren wir für Sie ebenfalls eine private, exklusive Jeep-Safari.
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