Ein wahrhaft paradiesisches Szenario: Im Wasser spiegelt sich der goldene Schein des Sonnenlichts, welcher sich seinen Weg durch das urwüchsige Dickicht der üppigen Tropenvegetation bahnt. Exotische Vögel zwitschern fröhliche Lieder, Zikaden sorgen für den Hintergrundgesang und hier und da raschelt leise im Takt etwas geheimnisvoll in der Uferböschung. Fernab der Hektik und Lautstärke der pulsierenden Metropolen zieht der Dorfalltag beschaulich vorüber: Fischer warten entspannt auf ihren nächsten Fang und Frauen paddeln bedächtig in Kanus aus Bambus. Wie rote und gelbe Farbtupfer leuchten ihre traditionellen Saris inmitten einer einzigartig fruchtbaren und sattgrünen Landschaft.
Auf den malerischen Seen, Lagunen, Flüssen und Kanälen der Backwaters scheint das Leben auf angenehme Weise stillzustehen. Lediglich der sanfte Wellengang ist zu spüren, Entschleunigung macht sich breit und erfüllt die Szenerie mit großer Gelassenheit – man wird eins mit sich und der Natur. Eine Hausbootfahrt auf den Backwaters von Kerala in Südindien ist ein Erlebnis, das weit mehr als nur Romantiker in seinen Bann zieht.
Mit den Backwaters zieht sich ein Wasserstraßennetz mit 29 Seen und Lagunen, 44 Flüssen und verzweigten Kanälen im Hinterland der Malabarküste durch „Gottes eigenes Land“, dem südlichen Bundesstaat Kerala. Sie sind die Heimat unzähliger Tier-, Fisch- und Pflanzenarten sowie einer der absoluten Höhepunkte jeder Kerala Reise.
Auf einer Gesamtfläche von 1.900 Quadratkilometern erstrecken sich die Backwaters in 1.500 Kilometern Länge zwischen Kochi und Kollam. Ursprüngliche Feuchtwälder und Mangroven wechseln sich ab mit Kokos-, Cashew- und Kautschukplantagen und weitläufigen Reisfeldern. Schon seit Jahrhunderten werden die Backwaters von den Menschen als Handels- und Verkehrsnetz genutzt.
Das Leben in dieser von den Einheimischen „Kuttanadu“ genannten Region ist bunt und spielt sich seit jeher am, im und auf dem Wasser ab. Die Familien leben größtenteils vom Fischfang und wohnen an den Ufern in ihren grellbunten Häusern. Auch ihre idyllischen Gärten sorgen entlang der Ufer für eine wahre Farbenpracht. Hier gedeihen alle erdenklichen tropischen Früchte wie Ananas, Bananen und Papaya, es sprießen Chillies, Curryblätter und Koriander.
Es gibt wohl kaum ein adäquateres Fortbewegungsmittel, um der Hektik des Alltags zu entfliehen, Kraft zu tanken und ein Tropenparadies langsam an sich vorüberziehen zu lassen, als die Hausboote auf den Backwaters. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um historische Lastenkähne, den sogenannten Kettuvallams, die einst Gewürze, Reis und alles weitere Lebenswichtige auf den Wasserstraßen transportierten.
Der Name Kettuvallam stammt aus dem Malayalam, der lokalen Sprache Keralas. „Kettu“ bedeutet so viel wie nähen oder schnüren und „Vallam“ steht für Boot. So verrät der Name die traditionelle Bauweise, welche die Boote in ihrer Art so speziell macht. Die Balken aus Anjali-Holz und Bambus werden mit Kokos- oder Palmfasern verschnürt, sodass für den Bau des Rumpfes kein einziger Nagel vonnöten ist. Die strohgedeckten Dächer boten der Besatzung Schutz vor den Gezeiten und sind auch heute noch eines der signifikanten Markenzeichen der berühmten Hausboote.
Später wurden die Boote modifiziert, zu fürstlichen Wohnquartieren auf dem Wasser umgebaut und vom Adel als komfortables Verkehrsmittel genutzt. Mit der zunehmenden Bedeutung des Tourismus haben sich die einstigen Lastenkähne zu kleinen schwimmenden Luxushotels entwickelt, auf denen es den Gästen an nichts mangelt.
Es ist fürwahr nicht übertrieben, behauptete man, der Passagier fühle sich auf dem Kettuvallam wie ein Maharadscha oder wie ein hoher britischer Kolonialbeamter, der feudal durch das Idyll der Backwaters geschippert wird. Die Hausboote wissen heute alle gehobenen Ansprüche einer exklusiven Reise und die meist dreiköpfige Crew jeglichen Wunsch ihrer Gäste zu erfüllen.
Ausgestattet mit hohem Komfort bieten die Boote vollklimatisierte Kabinen, Badezimmer, De-Luxe-Betten für erstklassige Träume, Multimedia und wahre Ruheoasen als Terrassen, auf denen die Schönheit der Umgebung nahezu inhaliert werden kann. Die Innenräume sind lichtdurchflutet und mit hochwertigem Interieur im landestypischen Kerala Stil eingerichtet. Die Wohn- und Essbereiche sind in der Regel nach mindestens drei Seiten offen und bieten somit einen großartigen Blick auf die fabelhaften Wasserlandschaften.
Wenn der Skipper nach Sonnenuntergang die elektrischen Lichter des Hausboots löscht und stattdessen Laternen entzündet, erfüllt sowohl Romantik als auch das authentische Lebensgefühl Südindiens den abendlichen Mikrokosmos auf dem Kettuvallam.
Der Service an Bord ist unbeschreiblich. Vor allem kulinarisch werden die Gäste nach allen Regeln der Kochkunst verwöhnt. Frisch ist fast noch untertrieben, wenn die Süßwasserfische direkt vor Ort auf dem Boot gefangen, verarbeitet und vom privaten Koch zubereitet werden – selbstverständlich mit den für Kerala typischen Gewürzen.
So wie beispielsweise die Delikatesse „Karimeen Pollichathu“ – in Bananenblättern gebackener Süßwasserfisch, der auch stets auf den Karten der Restaurants zu finden ist. Neben Fisch stehen zudem Meeresfrüchte und Hühnchen sowie vegetarische Gaumenfreuden auf dem exklusiven Speiseplan.
Die Küche Keralas ist zu Recht weltberühmt und so verwundert es auch weniger, wenn das Boot zu einem ganz privaten Feinschmecker-Paradies wird. Natürlich erfüllt der Koch auch die individuellen Wünsche seiner Gäste. Und wer möchte, kann dem „Smutje“ bei der Zubereitung der Köstlichkeiten über die Schulter schauen oder auch selbst unter fachmännischer Anleitung den Kochlöffel schwingen.
Den Ausgangspunkt für die meisten Hausboot-Touren bildet die Hafenstadt Alappuzha, rund 60 Kilometer südlich von Kochi. Einst ein verschlafenes Fischerdorf, entwickelte sich Alappuzha – das frühere Alleppey – ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter den Königen von Travancore zu einem der bedeutendsten Seehäfen ihres Reiches. Das Dorf wuchs zu einer Stadt heran und erlebte rund ein Jahrhundert später durch die Verarbeitung von Kokosfasern eine erneute Blüte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stattete der britische Generalgouverneur und Vizekönig Indiens, Lord Curzon, der Stadt einen Besuch ab. Überwältigt von der Schönheit frohlockte er: „Hier segnete die Natur das Land mit ihren reichsten Gaben“. Vor Augen die Weiten des Arabischen Meeres und im Rücken der längste See Indiens, der Vembanadsee, kann sich Alappuzha einer nahezu himmlischen Lage rühmen.
Insbesondere der Vembanadsee besticht durch seine landschaftliche Anmut und ist weit über die Grenzen Keralas für sein Kumarakom-Vogelschutzgebiet bekannt. Der See ist Teil der Backwaters und liegt nicht selten auf den Routen der Hausboote.
Ganz gleich, ob mit Übernachtung oder als kurzer Tagestrip – die Backwaters von Kerala sind den Abstecher nicht nur Wert, sondern sie sollten auf keiner Südindien Reise durch Kerala fehlen. Wo gibt es sonst schon eine solche Gelegenheit, sich zurückzulehnen, verwöhnen zu lassen und entspannt in Zeitlupe die Authentizität von „Gottes eigenem Land“ an sich vorüberzuziehen lassen?
Und übrigens: Die Zeitschrift „National Geographic Traveler“ zählt Kerala zu einem der 50 Reiseziele weltweit, die man im Leben unbedingt besucht haben muss. Bei der Wahl spielten die Hausbootfahrten auf den Backwaters eine entscheidende Rolle.
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